Heute mal etwas kindlich Fröhliches. Kinderabzählreime haben eine sehr lange Tradition und… sie bleiben gut im Gedächtnis, da Reim und Rhythmus das Gedächtnis unterstützen. Also präsentiere ich Ihnen einen, den ich aus der eigenen Kindheit erinnere:
Ambarabà ciccì coccò / tre civette* sul comò** / che facevano l’amore / con la figlia del dottore, / ma il*** dottore si ammalò**** / ambarabà ciccì coccò****.
*la civetta – die Eule
**il comò – die Kommode
***ma il – die zwei aufeinanderstoßende Vokale werden zusammengezogen, es entsteht eine einzige Silbe
**** Ein o in einer betonten letzten Silbe (coccò) wird immer offen ausgesprochen . Achten Sie auch auf die Aussprache der doppelten Konsonanten.
Die Texte der Abzählreime haben eine ganz eigene „Logik“, eben die des Reimes und des Rhythmus. Wie in unserem Beispiel kommen oft Phantasiewörter vor. Der erste Vers besteht aus bedeutungsleeren Wörtern. Und der weitere Text ist auch eine Wortspielerei ohne besondere Bedeutung.
Trotzdem können wir, jenseits der Freude am Nonsens, einiges über die italienische Sprache lernen:
facevano kommt vom Verb fare (Lateinisch „facere“) und ist die dritte Person Plural vom Imperfekt.
si ammalò ist die dritte Person Singular des Passato Remoto von ammalarsi. Im Italienischen gibt es mehr Formen der Vergangenheit als im Deutschen, so dass eine direkte Übersetzung eins zu eins nicht möglich ist. So ist es in diesem Falle leichter aus dem Italienischen ins Deutsche zu übersetzen. Das Passato Remoto (ma il dottore si ammalò) macht deutlich, dass die Erkrankung des Arztes der Höhepunkt dieser (gewollt absurden) Geschichte ist, auf den die Aufmerksamkeit gelenkt werden soll.
Ambarabà ciccì coccò sind drei sinnlose Wörter, die uns etwas über die Schrift und die Aussprache lehren: Die meisten italienischen Wörter sind auf der vorletzten Silbe betont, aber bei weitem nicht alle. Jedoch wird meist die Betonung in der Schrift nicht angezeigt, so dass viele von Ihnen natürlich Probleme haben zu wissen, wie Wörter wie marito, cipolla, Otranto, usw. zu betonen sind. Anders wenn ein Wort auf der letzten Silbe betont wird: wie bei ambarabà, ciccì und coccò wird das immer ganz eindeutig durch den geschriebenen Akzent angezeigt. Z.B. comò (Kommode), città (Stadt), verità (Wahrheit), virtù (Tugend), usw., die alle auf der letzten Silbe (also auf dem letzten Vokal) betont werden.